Sektor Schweine

Gesunde Darmentwicklung als Voraussetzung für erfolgreiches Absetzen

Es ist bereits viel darüber geschrieben worden, inwiefern die Zeit vor und nach dem Absetzen die zukünftige Gesundheit und Leistung der Ferkel beeinflusst. Diese Phase – mit ihren zahlreichen Herausforderungen und Krankheiten sowie dem häufig ersten Einsatz von Antibiotika – muss unbedingt umfassend bei der Ernährung berücksichtigt werden und erfordert die besten Managementpraktiken, wenn wir den Einsatz von Antibiotika weiter reduzieren und die Nachhaltigkeit unserer Aktivitäten weiter verbessern möchten.

Postnatale Entwicklung der Darmbarriere

Neugeborene Ferkel sind zahlreichen Herausforderungen ausgesetzt, da sie pränatal keine ausreichende Immunität erhalten haben und zudem u. a. nur über eine begrenzte Energiezufuhr verfügen. Zur Überwindung dieser Schwierigkeiten hat die Natur die neugeborenen Ferkel mit einem hochdurchlässigen Epithelgewebe ausgestattet, das die makromolekulare Passage von Immunoglobulinen, Vitaminen usw. ermöglicht. Der effektive Schluss der Darmbarriere erfolgt normalerweise innerhalb von 24 Stunden nach der Geburt und wird von dem Kolostrum der Sau moduliert. Kolostrum hat dabei mehrere Funktionen, wie z. B. die Reifung und Modulation des Darmtrakts und seines Mikrobioms durch spezifische präbiotische Komponenten und andere bioaktive Substanzen. Nach dem Schluss der Darmbarriere wird die wichtige Funktion der Nährstoffaufnahme und Abwehr von Pathogenen aktiviert. Die Entwicklung der Darmbarriere umfasst dabei nicht nur die Epithelschranke, Transportfunktionen und die Reifung des Immunsystems, sondern auch die Entwicklung und Funktion des enterischen Nervensystems (ENS). Das ENS durchläuft während der frühen Lebensphase eine Reihe von wichtigen Entwicklungsstufen, zu denen auch die Synthese von Neurochemikalien und die Bildung der Synapsen gehört. Das ENS funktioniert unabhängig vom zentralen Nervensystem, obwohl Moeser et al. nachgewiesen haben, dass die Verbindung zwischen dem ENS und den höheren Zentren ebenfalls eine wichtige Rolle für das Wohlbefinden der Tiere, die Struktur und die Funktion des Verdauungstrakts spielen.

Die Gelegenheit zur Entwicklung der Darmbarriere bietet sich bis zu einigen Wochen nach dem Absetzen und fällt mit dem natürlichen Alter für das Absetzen zusammen. In der modernen Ferkelhaltung erfolgt das Absetzen jedoch viel früher, wodurch diese Entwicklung beeinträchtigt werden kann. Zudem erleben die Ferkel das Absetzen als belastend: der Wechsel von der Milch zum festen Futter, unbekannte Wurfgeschwister, eine neue Umgebung usw. Diese Stressfaktoren spielen bei der Funktion der Darmbarriere eine wichtige Rolle. Stress kann zu einer höheren Durchlässigkeit des Epithelgewebes beitragen und einen sog. „leckenden Darm“ verursachen. Die Translokation von Pathogenen kann zudem zu Darmerkrankungen führen und eine medizinische Behandlung erforderlich machen. Der leckende Darm verursacht nach dem Absetzen häufig Durchfall. Es dauert mehrere Wochen, bevor eine beeinträchtigte Darmbarriere ihre ursprüngliche Funktion wiederhergestellt hat. Wenn während der frühen Lebensphasen die richtigen Maßnahmen ergriffen werden, können wir die neonatale Darmentwicklung steuern, das Risiko auf Translokation von Pathogenen reduzieren und Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts, wie z. B. Durchfall nach dem Absetzen, ohne Einsatz von Zinkoxid und ohne oder mit nur geringen Mengen Antibiotika überwinden.

Interventionen im Abferkelstall

Das erfolgreiche Absetzen beginnt bereits in der pränatalen Phase bei der richtigen Fütterung der Sau, damit ein problemloses Abferkeln und die Geburt von vitalen Ferkeln gewährleistet ist. Diese Ferkel können die Zitzen schneller finden, wodurch sie früher und in größeren Mengen Kolostrum aufnehmen. Zudem sind die spätgeborenen Ferkel, die häufig sowieso weniger vital sind, zu den hinteren Zitzen verurteilt, die weniger Kolostrum und Milch produzieren. Managementstrategien, wie z. B. verteiltes Trinken, können die Aufnahme von Kolostrum durch kleinere und empfindlichere Ferkel verbessern. Wie bereits erwähnt spielt Kolostrum beim Schluss der Darmbarriere eine wichtige Rolle, damit die Ferkel vor der Translokation von Pathogenen geschützt werden. Neben einem guten Kolostrummanagement ist das Training der Ferkel für die Aufnahme von festem Futter eine gute Vorbereitung auf das Absetzen. Middelkoop et al. haben vor Kurzem dargelegt, dass die Gewöhnung an festes Futter auf spielerische Art und Weise das Gehirn trainiert. Die Autoren bezeichnen dies als die „Hypothese über die Vorbereitung auf das Unerwartete“ oder, mit anderen Worten, Gewöhnung der Ferkel an neue Situationen während einer frühen Lebensphase und damit Reduzierung von Stress in späteren Lebensphasen. Eine höhere Futteraufnahme vor dem Absetzen konnten die Autoren nicht beobachten. Nach dem Absetzen nahmen die Ferkel jedoch mehr und vor allem früher Futter auf, was für die Aufrechterhaltung der Villi-Struktur, die sich vor dem Absetzen ausgebildet hat, wichtig ist.

Ein Früh-Prestarter für den frühen Einsatz, wie Babito®, wurde speziell für die Gewöhnung junger Ferkel ans Fressen und zur Stimulierung ihres Entdeckungsverhaltens entwickelt, da das Produkt an den Schnauzen der Ferkel haftet und spezifische Maisflocken enthält, die die Ferkel das Futter auf spielerische Art und Weise entdecken lassen. Aufgrund seiner spezifischen Zusammensetzung fördert es zudem die Entwicklung der Darmstruktur (z. B. Villi-Bildung) und stimuliert es die Enzymsekretion für die Verdauung von pflanzlichen Rohstoffen. Dies sorgt für einen einfacheren Übergang zum Absetzfutter und reduziert Stress. Vor Kurzem wurde Babito® mit dem START+-Konzept angereichert. Dieses Konzept umfasst spezifische Komponenten, die die präbiotischen Oligosaccharide im Kolostrum der Sau nachbilden. Untersuchungen in Zusammenarbeit mit Universitäten haben gezeigt, dass START+ sich positiv auf das Darmmikrobiom, auf die Darmstruktur und die Darmbarriere auswirkt (Abbildung 1).

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Auch nach dem Absetzen geschlossen halten

Beim Absetzen müssen die erreichte Darmstruktur, das Kommensalmikrobiom und eine geringe Durchlässigkeit der Epithelschicht unbedingt erhalten bleiben. Dies erfordert einen Ansatz, der mehrere Faktoren berücksichtigt und sich auf das Management und die Ernährung rund um das Absetzen konzentriert. Vor dem Hintergrund des Ernährungsansatzes wurde das Programm „Aim For Zero“(Null als Ziel) entwickelt: angepasste Zusammensetzungen und gezielte funktionelle Futtermittelzutaten für die Erhaltung der Darmgesundheit, damit die Abhängigkeit von Zinkoxid und Antibiotika reduziert werden kann. Dieses konzentriert sich aus ernährungswissenschaftlicher Perspektive auf den Einsatz einer für die Zeit nach dem Absetzen optimalen Futterzusammensetzung, mit der die Proteinfermentation vermieden und die Kohlehydratfermentation gesteuert werden soll. Dieser Ansatz muss jeweils entsprechend an die unterschiedliche Genetik angepasst werden, da diese sich erheblich auf die anzuwendende Formulierungsstrategie auswirkt. Das Konzept der funktionellen Futtermittelzutaten zielt auf die Reduzierung von Pathogenen, die Bekämpfung von Endotoxinen und die Erhaltung der Darmbarriere ab. Letzteres wird von spezifischen Polyphenolen und der starken Fokussierung auf die Darmbarriere erreicht (Abbildung 2). Die Kombination von START+ während des Absetzens mit dem Konzept „Aim for Zero“ hat sich in der Praxis als äußerst vorteilhaft für die Gesundheit und das Wachstum der Ferkel erwiesen.

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Ein Ansatz, der mehrere Faktoren berücksichtigt, zur Begrenzung der Epithelschichtendurchlässigkeit

Die Entwicklung der Darmbarriere bei neugeborenen Ferkeln ist ein komplexer Prozess und muss in einem sehr kurzen Zeitraum erfolgen. Stress durch Absetzen sollte möglichst vermieden werden, da dies die Darmstruktur beeinträchtigt. Zudem können effektive Maßnahmen zur Verbesserung der Darmbarriere und ausgewogene Futterzusammensetzungen dabei helfen, einen leckenden Darm zu verhindern und eine Voraussetzung für einen gesunden Absetzprozess darstellen.

Ihr Earlyfeed-Experte
Delphine Van Zele
Product Manager Swine

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